Um noch ein paar km zu machen, gehe ich jetzt auf die Autobahn, bis Bad Reichenhall kurz vor der österreichischen Grenze. Über Bischofswiesen und Berchtesgaden geht es nach Hallein, von dort aus die 311 das Salzachtal hinauf nach Süden. In Golling endlich beschließe ich, dem üblen Spiel auf der Bundesstraße ein Ende zu machen (ich hätte es schon viel eher machen sollen), und mich nach links in Richtung Abtenau abzusetzen. Unterhalb des Dachstein-Massivs geht es nun das teils wilde, teils liebliche Lammertal hinauf nach Annaberg und St. Martin. Mein heutiges Tagesziel ist das wohlbekannte Hotel Solaria in Obertauern, doch dort angekommen, rüttele ich vergebens an der verschlossenen Tür. Chris und Werner haben den Laden zugesperrt - klar, irgendwann müssen sie auch selbst einmal Urlaub machen. Einige Kilometer weiter finde ich dann in Mauterndorf Quartier. Als ich nach dem Duschen noch meine restlichen Klamotten vom Motorrad packen will, sehe ich, dass es Gesellschaft bekommen hat: 10 weitere Moppeds stehen auf dem Hof, die "Wendlstoana Oxnfresch" aus Rosenheim hatten sich ebenfalls diesen Gasthof zum Quartier erkoren.
Bisher war ich mir noch nicht so ganz im Klaren darüber gewesen, wohin mich mein Weg
führen würde. Mein Weg? Ja, zum ersten Mal bin ich vollkommen
allein unterwegs, um diese Zeit Ende September fand sich kein Mitfahrer. Um es vorweg
zu nehmen: Ich fand es Klasse, ich habe es genossen, niemand anderem als mir
allein verantwortlich zu sein, niemandem erklären zu müssen, warum
ich hier umgedreht habe; wenn irgendwo ein interessanter Weg von der Hauptroute
abwich, ihn einfach fahren zu können, und wenn er sich als Sackgasse erwies -
so what, dreh ich eben um, habe aber Spaß gehabt; so schnell (oder auch so langsam)
fahren zu können, wie ich es für richtig hielt, und schließch Pause
machen zu können, wann ich es für richtig und notwendig hielt, und auch
für so lange, wie ich Lust hatte. Zurück zu meinem Weg. Um ehrlich
zu sein, hatte ich es mir schon gedacht, aber heute wurde es Gewissheit: Ich
würde mal wieder nach Slowenien fahren, mal schauen, wie es da mit den
Schotterpisten aussieht, und von da würde ich nach Westen fahren, bis in
die Schweiz, und dann nach Norden, nach Scheidegg im Allgäu, wo am
darauffolgenden Wochenende ein Treffen mit meinen GRR-Freunden geplant war. Ein
Ziel vor Augen, sattele ich also den karierten Esel und mache mich über
den Katschberg auf ins Liesertal. In Gmünd halte ich mich links, um
über Treffling das Dorf Unterhaus oberhalb von Seeboden am Millstätter See zu erreichen,
Stätte längst vergangener, aber nichtsdestotrotz unvergessener
langjähriger kindheitlicher bis jugendlicher Urlaubserlebnisse. Witzig,
dass sich hier nicht allzuviel verändert hat - die Piste von Gmünd
nach Treffling ist mittlerweile asphaltiert, ebenso wie die Dorfstraße in
Unterhaus, ein paar Häuser sind dazu gekommen, das wars.
Am Millstätter See entlang fahre ich nach Villach, um dann über den Wurzenpass nach Slowenien einzureisen. Der Wurzenpass fehlte noch in meiner Sammlung - zu recht irgendwie, denn so recht gibt er nichts her. Du merkst nicht einmal, dass Du oben bist. Einziges besonderes Kennzeichen: der Grenzübergang. Als ich anhalte, um mir ein paar Tolar zu kaufen (der Kurs ist 1 Euro für 235 Tolar), fällt mir das erste Mal an diesem Tag ein Paar auf, das mit einer Harley-Davidson Sportster mit Bad Segeberger Zulassung unterwegs ist.
Jetzt geht es auf den ersten "richtigen" Pass für heute, den Vrsic, einen meiner alten Lieblingspässe, den ich schon an anderer Stelle beschrieben habe. Er ist immer noch so urwüchsig, und immer noch sind die Kehren der Nordrampe kopfsteingepflastert. Lediglich die Holzbrücke hinter der letzten Kehre der Südrampe ist durch Asphalt ersetzt worden. Es ist Samstag, und wie zu erwarten war, ist auf der Passhöhe die Hölle los. Ich schlängele mich irgendwie durch die Autos, Radfahrer und Fussgänger und beschließe, an meiner alten Lieblingsstelle, dem Gottseidank nur wenig bekannten Aussichtspunkt kurz hinter dem alten, schon lange nicht mehr benutzten Tunnel die nötige Mittagspause einzulegen. Als ich wieder los will, komme ich mit einem netten Offenbacher Ehepaar ins Gespräch, und während wir noch quatschen, nähert sich von oben die Harley vom Wurzenpass. Nunja, dauert die Pause eben noch eine halbe Stunde länger ... Hans und Renate sind auf einer Tagestour von Kärnten aus unterwegs, ihrem Wohnort; die Segeberger Zulassung ist noch ein Relikt aus der Zeit, bevor Hans in Kärnten hängengeblieben war.
Zwei empfehlenswerte Logis kenne ich hier in der Gegend: das "Camp Klin" von Josko und Jerica im Lepena-Tal, einem Seitental der Soca, und das Haus "Enzijan" in Log pod Mangartom. Angesichts des Wochenend-Auftriebs am Vrsic entscheide ich mich, zunächst einmal im Camp Klin vorbeizuschauen, in der Hoffnung, dass es immer noch nicht so sehr bekannt ist. Die Hoffnung trügt nicht, es gibt ein ziemliches Hallo beim Wiedersehen, und ich checke ein. Nun aber gleich wieder aufs Motorrad, denn ich habe noch etwas vor: auf den Mangart-Sattel will ich, immer noch der höchste befahrbare Punkt Sloweniens. Als ich zunächst links nach Bovec abbiege, weil der Esel noch etwas Futter haben will, sehe ich Hans und Renate an der Kreuzung stehen. Winke-winke, und weiter.
Angesichts der Spuren der letzten Muren
habe ich zwar Bedenken, ob die Straße auf den Mangart überhaupt frei ist,
aber die Slowenen haben gute Arbeit geleistet. Nur im untersten Teil der Strecke
sind noch Restarbeiten nötig.Als ich irgendwo zwischen
dem dritten und vierten Tunnel um eine Ecke biege, höre ich mittlerweile schon
fast vertrautes großvolumiges V2-Gebrabbel vor mir -
Hans und Renate sind auch
auf dem Weg. Die ganze Zeit über habe ich mich gewundert, keine Mautstelle gesehen
zu haben, hatte mir doch jemand erzählt, dass die Mangart-Straß mautpflichtig
sei. Naja, vielleicht haben sie es gegen Ende September ja aufgegeben. Zu früh
gefreut, am letzten Tunnel stehen sie, taktisch nicht unklug, denn wer bis hierhin
gefahren ist, will auch ganz nach oben. So auch ich, der freundlich junge Mann verlangt
4 Euro. Einer Eingebung folgend, frage ich nach dem Preis in Tolar. Täusche ich
mich, oder sacken seine Mundwinkel ganz leicht nach unten, als er "Siebenhundert"
murmelt? Alter Schlingel, 4 Euro für 700 SIT, das wäre ein Kurs von 175:1
anstatt 235:1. Man kann in Slowenien, zumindest in dieser nordwestlichen Ecke, fast
überall mit Euro bezahlen, man sollte sich aber gewahr sein, dass die Slowenen
dann ihren eigen Umrechnungskurs machen, der vom offiziellen ein gutes Stück
weit entfernt ist. Wie der freundliche junge Mann an der Mautstelle. Er bekommt
700 SIT und gut. Nun gehts aber hoch. Die Auffahrt zum Mangart-Sattel ist
mittlerweile fast vollständig geteert, nur der letzte Kilometer ist noch
schotterig. Nichtsdestotrotz ist auch hier - Wochenende eben - ziemlich viel
los - die Unschuld der ersten Jahre ist vorbei. Nunja, Slowenien will und muss
auch leben, und eins der Pfunde, mit denen das Land wuchern kann, ist halt
die Landschaft, und das bedeutet Tourismus. Und es gibt ausser mir halt noch mehr
Leute, die sich an diesem
eindrucksvollen
Berg mit seinem charakteristischen Schuttkegel erfreuen wollen.
Beim Tanken hatte ich in Bovec eine Straße gesehen, die sich ziemlich steil
den Hang des Kanin - Rombon-Massivs hinaufwindet, zum Abschluss des Tages will
ich sie mir noch gönnen, zumindest einmal schauen, wohin sie führt. Der
Hauptweg endet als Sackgasse in Pluzna (geschlossene Schranke), aber die
Abzweigung kurz hinter dem Ortsende von Bovec verheisst als Forstweg viel
Spaß in Richtung Rombon. Bis zur Mittelstation der Bergbahn auf den benachbarten
Kanin ist die Angelegenheit absolut harmlos, von einigen tiefschotterigen Passagen einmal
abgesehn. Dann allerdings wird es etwas anspruchsvoller, und weil der Tag doch
schon etwas fortgeschritten ist und ich absolut keine Lust habe, auf diesem Weg
bei Dunkelheit herumzueiern, breche ich die Sache nach einem Blick auf den
noch von der Sonne beschienen Rombon ab. Vielleicht
fahre ich ja morgen hier noch einmal hoch.
Am Sonntag allerdings zieht es mich mehr auf den Kobariski Stol. Also zunächst
das Soca-Tal hinunter bis Zaga, dort rechts ab Richtung Uccea (Ucja) und italienische
Grenze. Wenn Du das Weisse in den Augen der Grenzer siehst, geht links eine
Schotterpiste den Berg hoch. Wenn die Schranke offen ist, heisst es nix wie los.
Wenn sie geschlossen ist - tscha ;-) . Durch den herrlichen Mischwald geht es
stetig bergauf, hin und wieder kommt eine Kehre, aber es ist nichts spektakuläres.
Ein einsamer Hund begegnet mir - ich dachte immer, wo ein Hund ist, ist auch ein
Mensch - hier jedoch nicht. Oder ich habe den Menschen nicht gesehen. Fast unmerklich
wird der Schotter grüber, je höher ich komme, aber es ist wirklich
nicht schwierig. Sogar Autos fahren hier hoch, und die Fahrer lassen mich
bereitwillig und freiwillig überholen. An der kleinen Hütte halte
ich mich rechts - weiter bergauf. Am Partisanen-Denkmal auf dem Pass gibt es
wunderschöne Aussichten nach Süden ins ??-Tal und nach Norden auf das
Kanin-Rombon-Massiv.
Ja, und da ist er, dieser beinahe
45° steile
und knapp 800 Höhenmeter umfassende Hang, in den sie Piste gemeisselt
haben. Der "Straßenbelag" ist hier oben jetzt gemein grobschotterig
und tief dazu - die Michelin Sirac, auf Asphalt und leichtem Schotter wunderbar,
kommen hier doch deutlich an ihre Grenzen. Und gerade als ich denke, dass ich
Sache trotzdem ganz gut im Griff habe, springt mir ein kindkopfgroßer
Jungfelsen in den Weg und hebelt die Fuhre nachhaltig in Richtung der halbmeterhohen
Böschung aus, hinter der der Abgrund beginnt. Es gelingt mir noch, etwas
nach links in sichereres Terrain zu lenken, aber da geht dann selbst mir, in
Zusammenarbeit der extra hohen Wunderlich-Sitzbank und der Fahrrine im Weg,
doch der Boden unter den Füßen aus, und PARDAUZ - das erste Mal in
seinem Leben liegt der karierte Esel auf der Seite, mit den Rädern noch
auf der Böschung. Das ist jetzt genau die Situation, derentwegen ich so eine
Tour nur ungern alleine mache, selbst der mittlerweile frischgekürte
Gouverneur von Kalifornien
hätte wohl Probleme, die Maschine so wieder auf die Räder zu stellen.
Am Vorderrad und den Beifahrergriffen zerre ich die Dakar über den Schotter -
uuh, das tut weh ... -, bis die Räder über der Fahrrinne zu liegen kommen,
und ich die Maschine wieder aufheben kann. Bei 30° im Schatten - den es hier
natürlich nicht gibt - habe ich so einiges an Schweiss verloren. Gut aber, dass
weder Mensch noch Maschine etwas ernsthaftes passiert ist - ein paar Kratzer am Lenkergewicht
und an der Halterung der Beifahrerfußraste, das wars. Ein schwarzer Lackstift wird
das zu Hause regeln.
Die zweite Sache, die ich mir heute ansehen will, ist der auch von der letzten Fahrt
her bekannte "Partisanen-Highway", der von Idrsko als Kammstraße immer
in der Nähe der Grenze zu Italien hinunter in die Brda führt. Große
Enttäuschung: die Straße, damals noch Schotterpiste, ist mittlerweile
komplett asphaltiert. Genugtuung: Die Ausblicke ins
Soca-Tal und die Karawanken dahinter
sind immer noch
atemberaubend, und ich finde tatsächlich ein von Hemingway in
seinem Buch "In einem anderen Land" beschriebenes Fort. Damals hatte ich es nicht gesehen,
es ist wohl mittlerweile aus dem Buschwerk "ausgebuddelt" worden. Kurz vor Nova
Gorica dann ein nettes Ding: Große Schilder am Straßenrand bedeuteten,
dass jetzt hier Italien sei, und dass es strengsten verboten sei, zu fotografieren. Drei
Meter hohe Zäune links und rechts der Straße ließen mich vermuten,
dass links und rechts Italien sei und ich mich auf der Straße in Slowenien
befände. Ein Tankvoll Super-Bleifrei für den Esel und ein Capuccino für
den Reiter, und weiter geht es. Ich schaue mir Sveta Gora an, eine oberhalb Nova Gorica
auf dem Berg gelegene Franziskaner-Abtei mit einer eindrucksvollen Kirche, und dann
geht es weiter Richtung Grgar und Cepovan. Hinter Cepovan halte ich mich rechts Richtung
Dolenja Trebusa. Ein einschlägiges Schild am Strßenrand verkündet
10 km Kurvenspaß. Freudige Überraschung wenig später: es ist eine
Schotterpiste, zum Teil recht spektakulär in den Fels gehauen. Rechts geht
es steil hinunter. Ich will nicht wissen, wie tief, aus dem Augenwinkel sehe ich aber,
sehr tief. Merkwürdig nur, dass ich irgendwann statt wie erwartet in
Dolenja Trebusa in Sp.-Idrija herauskomme - irgendwo muss ich mich ziemlich verfranzt
haben. Vor Ort bekomme ich es nicht auf die Reihe, die Karte, die ich dabei habe, deckt
diese Gegend nur zufällig ab, und meine "gute" Slowenienkarte liegt
natürlich dort, wo sie am wenigsten hingehört: zu Hause im Schreibtisch. Ich
hätte aber schwören können, in Dolenja Trebusa gewesen zu sein, und hier
auch artig links abgebogen zu sein ... (gewettet hätte ich natürlich nicht!). Aber
auch jetzt, da ich diesen Bericht schreibe und die Karte vor mir habe, weiss ich nicht,
was wo passiert ist. So ist es halt manchmal in Slowenien. Dieser Umweg hat mich
allerdings einiges an Zeit gekostet, und so beeile ich mich, über Tolmin und
Kobarid zurück ins "heimische" Lepena-Tal zu kommen, wo Jerica schon
darauf wartet, mich mit ihren Kochkünsten zu verwöhnen.
Am nächsten Tag ist es an der Zeit, das schöne Tal zu verlassen und mich in
Richtung Westen aufzumachen. Am Passo di Predil schaue ich mir das dort zuständige
alte italienische WW1-Fort an, nicht ohne den Esel in dem dafür vorgesehenen
Stall zu parken. Über
Pontebba möchte ich das Valle Pontebbana hoch und über den Zermula-Pass fahren,
in der Hoffnung, dass alle Straßen nach den Unwettern und den Muren im frühen
August geräumt sind. Aber Renate hatte es am Mangart schon angedeutet, und jetzt bei
der Einfahrt nach Pontebba wird es fast zur Gewissheit: aus dem Vorhaben wird nichts. In
Pontebba herrscht noch Chaos, Autowracks stehen noch am Straßenrand, und die letzte
Hoffnung zerstört der Tankwart: Valle Pontebbana, Nassfeld-Pass und auch die Straße
über Aupa nach Moggio sind gesperrt, es geht genau eine Straße nach Pontebba
hinein, und genau diese führt auch wieder hinaus, Pontebba ist Sackgasse. Es bleibt
mir nichts anderes übrig, als über die autostrada bis zur nächsten Abfahrt
zu fahren. Immerhin wird hierfür keine Gebühr fällig. Monte Paularo und
Panoramica delle Vette werden im gleichen Zuge gecancelt, dafür wird das Tagesziel
neu definiert: Ich müsste es unter diesen Umständen eigentlich locker bis zum Castel
Latemar schaffen. Tolmezzo umfahre ich im Süden via Villa und Invillino
, eine absolut empfehlenswerte Strecke, und kurz hinter Ampezzo schlage ich mich
rechts in die Berge Richtung Sauris, um die Sella die Razzo unter die Räder zu nehmen.
Eine lohnenswerte Alternative wäre vielleicht noch die Straße, die 4 km hinter
Ampezzo zur Staumauer des Lago di Sauris führt, dann aber verpasst man die schönen
Tunnels, die hin und wieder eine Ausfahrt bieten auf die
ganz alte Straße.
Diese allerdings ist nicht mehr befahrbar, da total verschüttet. In den Tunnels
sollte man ein gerüttelt Maß an Vorsicht walten lassen, da sich dort noch altes
und schon im trockenen Zustand recht glattes Kopfsteinpflaster findet. Von La Maina aus geht
es in 11 Kehren hinauf nach Sauris Sotto, in 8 Kehren weiter nach Sauris Sopra, und in weiteren
8 Kehren auf die Sella di Razzo. Dieser Pass hat auf Anhieb einen vorderen Platz auf der
Hitliste der von mir am meisten geschätzten Pässe belegt, der spektakulären
Straßenanlage, der grandiosen Landschaft, und schließlich des nicht vorhandenen
Verkehrs wegen. Oben fahre ich zur
Mittagspause auf eine Almwiese
und verdöse eine komplette Stunde in der Sonne.
Irgendwann muss ich aber mal weiter, über Forcella Lavardet hatte ich gedacht. Der Einstieg allerdings ist verrammelt, und ein Waldarbeiter bestätigt mir, dass auch diese Straße unter einer Mure vergraben liegt. Dann mache ich es eben anders, wobei ich noch in den Genuss der Ansicht eines Bergbauern komme, der samt Trecker und angehängtem Güllefass 2) an einem Bach steht und einen doppeltarmdicken Strahl aus dem Fass in denselben laufen lässt. Soviel zum Thema "klares Bergwasser". Über Lozzo und Auronzo di Cadore geht es über den Passo Tre Croci nach Cortina d'Ampezzo, dann über den Falzarego und den Pordoi, die heute mit besonders vielen Bussen nerven, schließich durchs Val di Fassa hinauf zum Karerpass, wo in der zweiten Kehre hinter der Passhöhe das Motorradhotel Castel Latemar liegt.
Ich weiss auch nicht, warum, aber es ist so. Immer, wenn ich in Südtirol bin, erwische
ich einen Tag Regen. Das ist nicht weiter schlimm, wenn der Aufenthalt auf 2 Wochen angesetzt
ist. Ist's nur eine knappe Woche, ist es schon etwas ärgerlicher, aber wenn nur ein Tag
eingeplant ist, ist ein Tag Regen eben 100% Niederschlag. Nunja, der Dienstagmorgen sieht nach
dem herrlichen Montagswetter nicht sehr vertrauenerweckend aus, aber ich bin ja, denke ich
mir, nicht aus Salz 3), und zur Sicherheit packe ich die
Regengamaschen ein, dann wird es schon nicht regnen. Und so mache ich mich denn auf, Südtirol
etwas abseits der ausgetretenen und mittlerweile hinreichend bekannten ausgetrampelten
Touristenpfade zu erkunden.
Zunächst über den Nigerpass fahre ich via Fié/Völs in die Heimat des
Passer montanus castelrotto, der Kastelruther Spatzen 4)
dann geht es kurz ins Eisacktal runter und gleich wieder hoch in die Berge nach Laion/Lajen, alles
auf kleinen und kleinsten Sträßlein.
2b continued ... Hier schon mal ein paar Bilder.
1) Nein, ich meine nicht dieses Unternehmen, dass mit ff aufhört, obwohl es
auch mit P anfängt.
2) Für alle Nicht-Norddeutschen: Gülle ist dasselbe wie Jauche
3) Wer mich genauer kennt, weiß, dass ich beruflich mit Salz zu tun habe.
Ausserdem ist Salz viel hygroskopischer als Zucker, der normalerweise für solcherart
Vergleiche bemüht wird.
4) Du kennst diese Spezies nicht? Glückliche(r). Aber dann kann ich Dir
dieses hier leider nicht
ersparen [eg]